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steirischer herbst ’25: Never Again Peace

Die 58. Ausgabe des steirischen herbst entlehnt ihren Titel dem Theaterstück Nie wieder Friede (1934–36) des deutsch-jüdischen Schriftstellers und Antifaschisten Ernst Toller. Gelangweilt vom himmlischen Frieden im Olymp, schließt Napoleon mit Franz von Assisi eine Wette: Sind die Menschen friedlich oder können sie im Handumdrehen zum Krieg verführt werden? Ein Telegramm ohne Absender mit einer Kriegserklärung des „Erbfeindes“ bringt den Pazifismus des kleinen Landes Dunkelstein innerhalb kürzester Zeit zu Fall. Friedenshymnen werden zu Kriegsliedern umgedichtet, Ausländer:innen werden als Schuldige gebrandmarkt, das Volk schreit „Krieg!“.

Das Theaterstück kehrt den pazifistischen Slogan „Nie wieder Krieg“ der Zwischenkriegszeit – bekannt nicht zuletzt durch Käthe Kollwitz’ ikonisches Plakat von 1924 – ins Gegenteil. Tollers Anklage eines Europas, das dem Bann des Faschismus verfiel, könnte heute nicht aktueller sein. Institutionen, die gegründet wurden, um die Rückkehr von Krieg und Völkermord zu verhindern, zerfallen. Die Nachkriegsordnung, an die wir uns vor allem in Europa gewöhnt haben, erodiert. Wladimir Putins Russland führt einen blutigen Angriffskrieg, den es mit dem angeblichen Kampf gegen den Faschismus rechtfertigt. Während „Nie wieder“ von Buchenwald-Überlebenden kurz nach der Befreiung des Lagers als Mahnung skandiert wurde, ist der Satz „Nie wieder ist jetzt“ zum Schlachtruf einer israelischen Regierung geworden, die die Bedrohung durch einen neuen Holocaust nutzt, um den Krieg gegen die Hamas auf unbestimmte Zeit fortzuführen – und vollständig auf die Zivilbevölkerung Gazas auszuweiten. Angesichts all des Blutvergießens seit 1945 klingt der Slogan „Nie wieder“ zunehmend hohl.

Auch in der Steiermark lassen sich Parallelen zu Tollers Stück finden: Seit dem Wahlsieg der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei sind kulturelle und zivilgesellschaftliche Einrichtungen von akuten Budgetkürzungen betroffen. Gleichzeitig erleben Nationalismus, Bigotterie, migrationsfeindliche Politik und der Abbau von Antidiskriminierungsgesetzen eine besorgniserregende Renaissance.
Termine
Festival 18. - 30. September 2025, versch. Beginnzeiten
Festival 1. - 12. Oktober 2025, versch. Beginnzeiten
Weitere Informationen
Das vollständige Programm wird am 11. August 2025 veröffentlicht. An diesem Tag beginnt auch der Online-Ticketverkauf.
(c) Foto: Design: Grupa Ee
Veranstaltungsort/Treffpunkt